Hommage à Steven Kazuo Takasugi
Seit 2000 arbeite ich an mehreren Zyklen, die bestimmten Künstlern oder mir nahestehenden Personen in Form von Hommagen gewidmet sind. Auf diese Weise versuche ich, Welt und Kultur in meine Musik hineinzubringen. Damit vollziehe ich eine gehaltsästhetische Wende für meine Musik, die bis zum Jahre 2000, also dem Musiktheater Angelus Novus, eher „immanent“ gearbeitet ist. Wenn ich einen Zyklus György Kurtág, Daniel Libeskind oder Thomas Pynchon widme, oder eine Hommage à Theodor W. Adorno komponiere, dann versuche ich, deren „Geist“, so weit es geht, in meine Werk-Konzeption einfließen zu lassen, und zwar so, daß meine Musik sich genau in jener Extremregion bewegt, die Kurtág oder Pynchon beispielsweise darstellen.
Es gibt eine Reihe von Komponisten meiner Generation, mit denen ich nicht nur persönlich befreundet bin, sondern die meines Erachtens zu den wichtigsten und vielversprechendsten Künstlern unserer Zeit gehören, weil sie einen höchst individuellen, nicht-konservativen, nicht-korrumpierten Beitrag zu einer Musik leisten, die vorwärts in die Zukunft blickt.
Steven Kazuo Takasugi gehört zu diesen Freunden. Seine Musik – etwa Vers une myopie musicale oder Jargon of Nothingness – ist so eigensinnig und so innovativ, dabei so exquisit und von allerhöchstem Stilbewußtsein, daß ich, wäre ich nicht ein anderer Mensch, genauso komponieren möchte. Was aber nicht möglich ist, da Takasugi für seinen Ansatz Jahre lang gearbeitet hat. Ich kann diese Musik an dieser Stelle nicht beschreiben, was ich aber kann, ist, ein Werk – nämlich die Hommage à Steven Kazuo Takasugi – komponieren, die etwas von dem Zauber seiner Musik einfängt, zugleich aber meine ist, die sich freundschaftlich vor der Kunst Takasugis verneigt.
(Claus-Steffen Mahnkopf)