La terreur d’ange nouveau
Daß die Zahl 3 für meinen Angelus-Novus-Zyklus konstitutiv ist, zeigt sich unter anderem daran, daß er aus drei Ensemble- und drei Solostücken besteht. Die letzteren sind: La vision d’ange nouveau für Violoncello (1997/98), La terreur d’ange nouveau für Flöte (1997/99) und Le rêve d’ange nouveau für Klavier (1999). Diese drei Stücke sind mit den gleichen kompositorischen Prinzipien entwickelt worden. Gemeinsam sind drei Materialtypen, die sich vordergründig als „harmonisch“, „melodisch“ und „rhythmisch-motivisch“ beschreiben lassen. In jedem Stück dominiert ein Typus, währen die beiden anderen Nebenmaterialien bilden. Im Stück für Klavier mit dessen großem Ambitus und den Pedalen dominiert das Harmonisch-Klangliche, in dem für Violoncello das Melodisch-Weitgeschwungene, in dem für Flöte das Rhythmisch-Motivisch-Repetitive. Weil die Form, aber auch die Intervallik und Teile der Rhythmik bei allen drei Stücken auf die gleiche Weise gebildet wurde, wurde darauf geachtet, jedem Stück eine besonderes Gepräge zu verleihen. Das Cellostück besteht aus bis zu drei Schichten, die der Spieler, hin- und hervermittelnd, polyphon koordinieren muß. Das Flötenstück ist in kleinere Fragmente gleichsam zerfetzt. Das Klavierstück arbeitet, neben motivischem Material, mit großdimensionierten Klangflächen, für deren Gestaltung die besonderen klangliche Sensibilität des Spielers gefordert ist. Alle drei Werke wurden im Rahmen des Musiktheaters Angelus Novus am 4. Mai 2000 in München mit Carin Levine (Flöte), Barbara Körber (Violoncello) und Sopie-Mayuko Vetter (Klavier) zum ersten Mal gespielt (die drei Werke sind diesen Interpretinnen gewidmet). Die Solofassungen wurden uraufgeführt in Würzburg (La vision d’ange nouveau, mit Frank Cox, 4. Oktober 2000) bzw. in Bludenz (La terreur d’ange nouveau, mit Carin Levine, und Le rêve d’ange nouveau, mit Sophie-Mayuko Vetter, jeweils am 25. November 2001).
(Claus-Steffen Mahnkopf)