Pegasos
Meinem für David Adams geschriebenen Cembalostück Pegasos (der griechischen Mythologie zufolge entsprang der Gorgo Medusa, als Perseus ihr das Haupt abschlug, das Flügelroß Pegasos) liegt, als Form, eine Art von Distributionspassacaglia zugrunde, deren sechs Sektionen anwachsen und dabei fortlaufend sechs unterschiedliche morphologische „Stationen“ mit den Mitteln des jeweilig (zumal:) spieltechnischen Materials „durchführen“. Diese sechs Abschnitte sind im Oboenkonzert Medusa durch längere Pausen getrennt verteilt, werden aber im Solostück sukzessive, stets mit verschiedener Registrierung des (historisch) zweimanualigen Instruments, gespielt. Fasziniert hat mich in den Tagen des eigenen Cembalounterrichts der nadelkissenartige und stechend scharfe Klang, in dem sich polyphone Präzision und Transparenz höchsten Ausmaßes mit einer extravagant-ornamentalen „Semantik“ verbindet, deren befremdlich anmutende Aura ich bewußt nicht durch pseudoavantgardistische Effekte zerstören wollte. Daher habe ich nur solche cembalotypischen Spieltechniken eingesetzt, die jedem Spieler barocker Musik vertraut sind, ohne indes auch nur im Geringsten historische Bezüge zu vergangenen Werken anzudeuten zu wollen.
(Claus-Steffen Mahnkopf)