Hommage à Klaus Huber

Hommage à Klaus Huber

Jede meiner (zahlreichen) Hommagen geht von einem bestimmten Material des Widmungsträgers aus. In diesem Fall ist es die Viola, die als obligate Stimme des Werks fungiert. Sie bezieht sich auf die von Huber wiederentdeckte Viola d’amore und entspricht mit ihrer Altlage dem weder brillanten noch dumpfen Stils Hubers. Die Intervallsprache ist konsequent mikrotonal (einschließlich der Dritteltönigkeit) und sucht auf diese Weise gewisse harmonische Bereiche ab. Zugleich arbeite ich auf zwei Ebenen. Der Viola, die eine gleichsam selbstverlorene Einsamkeit repräsentiert, werden drei Musiker entgegengesetzt, die überhaupt keine Instrumente im traditionellen Sinne spielen, sondern mit konkreten Materialien der Alltagswelt hantieren: Papiere vor allem, Papiere aller Art, aber auch Münzen. Der Viola werden somit eine Geräuschebene beigestellt. Der Bezug liegt auf der Hand: hier die Musik in ihrer autonomsten Zartheit, dort die wirkliche Welt in ihrer profanen Banalität. Ich denke, daß diese Doppelung Hubers Sicht auf die Gesellschaft nahekommt. Hubers Musik ist eine langsame. Daher bedarf mein Werk einer bestimmten Länge. Sie wird ca. 18 Minuten sein. Die Musik umfaßt neun Abschnitte, die stets länger und langsamer werden. Zweierlei ist mein Werk nicht: es ist nicht religiös, und es ist nicht kapitalismuskritisch. Beide Aspekte überforderten die Konzeption dieses Werks. Eine Hommage, das ist ihr Vorteil, kann es sich erlauben, sich zu begrenzen.

(Claus-Steffen Mahnkopf)