Sonett

Sonett

Dieses Stück entstand zu Beginn meines Kompositionsunterrichts bei Brian Ferneyhough, von dem ich damals in aller Unschuld annahm, es umfasse einen systematischen Durchgang durch alle gängigen Instrumente. Daher begann ich mit dem bekanntesten Schlaginstrument und komponierte, sozusagen als kompositorische „Übung“, ein Stück für vier im Raum verteilte Spieler mit je vier Pauken (verschiedene Größe und mit Präparationen). Trotz des gleichsam akademischen Charakters erhielt ich kurz darauf für dieses Stück in Rom einen zweiten Preis (Premio Europa, 1985). Der Titel Sonett bezieht sich nicht auf eine geheime lyrische Poetik, die bei einem derart fellernen Instrument in blanken Dadaismus umschlüge, sondern vielmehr auf die formale Disposition mit ihren Proportionen sowie den Korrespondenzen gemäß dem Reimschema. Trotz des Tastenden nach einer „persönlichen Sprache“ sich deutliche Merkmale meiner späteren Ichfindung anzutreffen: der Hang zur polyphonen Aufspaltung des Klangkörpers und der darin „gespeicherten“ Ereignisse sowie der Einsatz aller dem Instrument eigenen Spieltechniken und Verwendungsformen.

(Claus-Steffen Mahnkopf)