void – mal d’archive

void – mal d’archive

Es gibt musikalische Werke, die ihren musikalischen Sinn nur freigeben, wenn dieser gerade nicht erklärt wird. Das ist – selten in meinem Œuvre – bei void – mal d’archive der Fall. Sagen kann ich nur das Wenige: Das Jüdische Museum in Berlin, als das Gebäude, das Daniel Libeskind erbaute, gehört zu meinen künstlerischen Schlüsselerlebnissen, wofür ich in mehreren Anläufen eine musikalische Antwort suche. Eine ist der Libeskind-Zyklus mit den „Hommagen à Daniel Libeskind“ für Sextett (seit 2002). Eine andere dieses Werk für 8 Lautsprecher. Im Dezember 2002 machte ich mich auf den Weg nach Berlin, um dort, im Holocaust-Turm des Museum und in einem der Voids, wo die Installation „Fallen Leaves“ von Menashe Kadishman untergebracht war, Tonaufnahmen zu machen, die ich dann um die Jahreswende im Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWR in Freiburg zu void – mal d’archive verarbeitete. Ich danke dem Jüdischen Museum für die Erlaubnis, daß ich dieses konkrete Material habe verwenden dürfen. Der Titel besteht aus zwei Komponenten. „Void“ heißt „Leere“ und ist der Name für jene Leerräume, die das Jüdische Museum durchziehen (der Holocaust-Turm ist einer dieser „Voids“); „mal d’archive“ ist der Titel eines Buches von Jacques Derrida und bedeutet in diesem Zusammenhang, daß in eine Leerstelle der Erinnerung etwas eingeschrieben wird.

(Claus-Steffen Mahnkopf)